BAD MITTERNDORF - 28.9. bis 3.10.2011


Seit Tagen herrscht beständiges Schönwetter uns deshalb machen wir einen kleinen Kurzurlaub in Bad Mitterndorf. Da das Wohnmobil bereits zur Überwinterung eingestellt ist, suchen wir uns ein Quartier via Internet und wählen den Zauchenwirt im Ortsteil Zauchen. So gegen 10:00 Uhr sind wir vor Ort und suchen uns ein nettes, helles Zimmer aus. Wir marschieren nach Bad Mitterndorf und suchen dort die Tourist Information auf. Ausgerüstet mit detaillierten Karten und Wegbeschreibungen wandern wir nach Obersdorf. Immer durch Wald und Flur und die herrliche Natur. In Obersdorf queren wir die Bundesstraße und weiter geht es durch Wiesen und Moorlandschaften bis sich der Kreis in Bad Mitterndorf wieder schließt. Nachdem es noch früher Nachmittag ist wandern wir weiter bis zur Kuranstalt Bad Heilbrunn und von dort entlang eines Baches in Richtung Kulmschanze. Kurz vor der Schanze biegt der Weg nach Zauchen links ab und wir folgen ihm. So erreichen wir nach gut 5 ½ Stunden wieder unser Quartier und genießen eine erfrischende Dusche. Kurz ein wenig relaxen (wir besuchen zusammen mit Sepp Forcher das Zillertal) und dann gibt es das wohl verdiente Abendessen. Wir haben Halbpension gebucht und das heutige Menü besteht aus Kaspressknödelsuppe, Hirschgulasch mit Spätzle und Topfentorte. Dazu ein ¼ Zweigelt und man spürt direkt wie die Kräfte zurückkehren. Morgen soll es hinaufgehen auf die Tauplitzalm und da können wir frische Kräfte gut gebrauchen.

 
 
 

Nach einem ausgiebigen Frühstück packen wir unseren Rucksack und besorgen noch ein bisschen Proviant beim ansässigen Billa. Anschließend fahren wir auf der mautpflichtigen Straße hoch zur Tauplitzalm. Vom Parkplatz aus gehen wir vorbei am Hollhaus des ÖAV zum Krallersee, einem kleinen Moorsee, weiter dann zur Grashüttenalm am Schnittlauchmoos. Der Weg zum Märchensee, einem grünschimmernden Karstwassersee, führt durch Latschengebiet, dann geht es weiter über die Enzianwiese zum Großsee und dem Großseebach folgend weiter bis zum Tauplitzsee. Es folgen das Steirersee Bankerl, ein wunderbarer Aussichtspunkt auf den vorletzten See, den Steirersee sowie zum Sturzhahn – dem Kletterberg von Heinrich Harrer. Eine knappe Stunde später erreichen wir den 6. See, den Schwarzensee. Auf einer alternativen Route geht es dann zurück zum Ausgangspunkt, wo wir nach gut 5 Stunden wieder ankommen. Es ist unglaublich, mit welchen Schätzen die Tauplitzalm zu verzaubern weiß. Glasklare Seen, saftige Almen, bizarre, steil aufragende Berge und eine kristallklare Luft. Man reißt sich nur ungern von hier los, aber der knurrende Magen verlangt nach seinem Recht. Wenngleich es hier oben jede Menge bewirtschaftete Hütten gibt, soll es heute die urige Hütte auf der Knödel Alm sein. Hier gibt’s Knödel in allen möglichen Geschmacksrichtungen, egal ob als Vor-, Haupt- oder Nachspeise. Allein die Qualität entspricht nicht unbedingt unseren Vorstellungen. Das können wir besser und dann wäre die Portion auch so groß, dass man davon satt würde. Das Einzige was hier groß ist, ist die Rechnung. Ok, wir sind der verführerischen Werbung einmal erlegen, aber sehen werden die und nicht wieder so schnell.

 
 
 
 
 

Bereits am Morgen taucht die Sonne Bad Mitterndorf in herbstliche Farben und der Frühnebel hat keine Chance. Heute trennen sich unsere Wege, den derweil sich Gerti ein paar genussvolle Stunden in der neuerrichteten Therme Grimming könnt zieht es mich wieder hinauf in luftige Höhen. Direkt neben unserem Quartier beginnt der Aufstieg zur Simony Warte, benannt nach Prof Friedrich Simony (1813 – 1896), der sich durch die Erschließung des Dachsteingebietes und der Erkundung des Dachsteingletschers weltweit einen Namen machte. 1847 gelang ihm auch als ersten die Besteigung des Dachsteins im Winter. Zu Ehren dieses großen Wissenschaftlers wurde bereits 1905 die Simony Warte errichtet, auf halber Höhe zwischen Bad Mitterndorf und der Tauplitzalm. Oberhalb eines Felsabbruchs liegt dieser grandiose Aussichtspunkt, im Hintergrund überragt von dem alles dominierenden Grimming (2351 m) für dessen Begehung es allerdings ausgezeichneter alpiner Erfahrung bedarf. Weit im Westen thront das nicht minder stattliche Dachsteinmassiv mit seinem markanten Gletscher. Dank der trockenen Herbstluft ist die Sicht ausgezeichnet. Nach einer Rast geht es wieder zurück Richtung Quartier. Alles in Allem 4 Stunden Hochgenuss. Nach einer kurzen Erholungspause am Zimmer mach ich mich noch auf den Weg zur Schiflugschanze Kulm. Nach einer Stunde strammen Wanderns stehe ich im Auslauf dieser Riesenschanze und kann gar nicht glauben, dass man von da oben runterspringen kann. Nach ca. 600 Stufen erreiche ich jene Plattform bei ca. 100 m Flug, wo während der Bewerbe die Schiedsrichter ihren Platz einnehmen. Ein steiler, kurvenreicher Weg führt hinauf zum Schanzentisch, von wo die Athleten von ihren Trainern das Zeichen zum Sprung bekommen. Tief unten ist dir Landezone, umrahmt von einer grandiosen Bergkulisse. Bis ganz hinauf zum Start kann man leider nicht gehen, der Weg ist gesperrt. Da ich nicht denselben Weg wieder zurückgehen will frage ich bei einem Bauernhof nach einer Alternative und der schickt mich quer über die Almen immer Richtung Bad Mitterndorf. Nach der Überwindung unzähliger Weidezäune und immer unter den aufmerksamen Blicken der Kühe erreiche ich dann festes Terrain. Eine knappe Stunde später bin ich wieder im Quartier, müde zwar, aber um ein tolles Erlebnis reicher.

Gerti berichtet: zwischen 9:00 und 14:00 Uhr genieße ich das Thermalbecken (33°) und die herrliche Sonne. Ohne Sonnenschirm wär es direkt zu heiß. Das Sportbecken (28°) lädt ein zu ein paar Längen. Aber alles mit Maßen! Man ist ja schließlich zum Relaxen hier und nicht um sportliche Höchstleistungen zu erbringen. 

Zum Abendessen haben wir heute statt des im Menu vorgesehenen Pariser Schnitzels jenes aus Wien gewählt und haben diese Entscheidung nicht bereut.

 
 
 
 
 

Dieser goldene Herbst meint es wahrlich gut mit uns. Wiederum erwartet uns ein herrlicher Sonnentag und diesmal nutzen wir das Prachtwetter für einen Ausflug zum Ödensee. Wir wollen uns aber nicht nur den See ansehen sondern das gesamte Naturschutzgebiet erkunden. Deshalb parken wir bereits bei dem Örtchen Mühleiten und wandern durch die herbstlichen Wälder. Auf sehr guten Wegen geht es zunächst zu den Karstquellen, dann weiter zum Hochmoor und schlussendlich zum See selbst. Der Ödensee ist ein Natursee ohne erkennbaren Zufluss. Der nur 19 m tiefe Waldmoorsee wird ausschließlich durch unterirdische Zuflüsse und Schmelzwasser gespeist. Dies erklärt auch seine doch eher unterdurchschnittliche Wassertemperatur, was jedoch den hier zahlreich vorkommenden Forellen, Hechten und Saiblingen ideale Lebensbedingungen beschert. Nach einer Umrundung des Gewässers wandern wir genüsslich zurück zum Ausgangspunkt. Am Heimweg wechselt noch ein süßes Teilchen den Besitzer – Gerti kommt an der Konditorei nicht vorbei – und nach diesem gut 4stündigen Ausflug wird relaxed. Aber eine kleine Wanderung ist immer noch drin und so zieht es mich erneut hinaus in die Natur. Diesmal Richtung Tauplitz, auf einem kleinen Höhenweg, immer der Nase nach. Nach 1 ½ Stunden streiche auch ich fürs erste die Segel und genieße eine herrlich erfrischende Dusche. Kurz vor dem Abendessen machen wir noch einen letzten kleinen Ausflug und holen uns den nötigen Appetit fürs Abendessen. Dieses besteht heute neben einer Leberknödelsuppe aus einem Spieß mit Schweinefilets und Pommes Frites und zum süßen Abschluss eine weiße Mouse mit einer Haube aus Weintrauben und Weingelee. Sehr gut, für 2 so ausgehungerte Extremwanderer könnten die Portionen ruhig etwas größer ausfallen.

 
 
 
 

Zäher Morgennebel hängt über Bad Mitterndorf. Als sich dieser so gegen 10:30 Uhr lichtet brechen wir hier unsere Zelte ab, denn unser heutiges Ziel heißt Obertraun. Auf dem Weg liegt Altaussee, dieses kleine pittoreske Dörfchen am gleichnamigen See. Wir sind nicht die einzigen die den heutigen Tag zu einem Besuch Altaussees nutzen und so wandern wir mit unzähligen Gleichgearteten um den See. Vorbei ist es mit der Stille der Almregion welche wir rund um Bad Mitterndorf so genossen haben und der Beschaulichkeit der Moorlandschaften. Wie die Lemminge wuseln die Touristen hin und her und besonders die Beleibteren verstehen es trefflich, mit ihren Dimensionen die teilweise ohnehin schmalen Wege noch weiter zu verengen. Mit Bierbauch und Wanderstöcken bewaffnet kämpft sich so mancher die 7 km um den See und fällt dann anschließend schier dem Hungertod nahe in die nächste Wirtschaft oder Konditorei ein, um nur ja jede verlorene Kalorie so rasch wie möglich wieder zu sich zu nehmen. Wir rasten nach unserer Runde ein klein wenig am Ufer des Sees und genießen die laue Herbstluft. Auf der Weiterfahrt nach Obertraun gehorchen wir unserem Navi und fahren anstatt über den Pötschen- über den Koppenpass. Eine enorme Abkürzung! Lediglich 11 km sind es auf diesem Wege von Bad Aussee bis nach Obertraun. Wir beziehen unser Zimmer im Obertrauner Hof, welch hochklingender Name für dieses Etablissement. Da es noch früh am Nachmittag ist fahren wir noch rasch nach Hallstatt und reihen uns auch hier in die nicht enden wollende Schlange der hauptsächlich asiatischen Touristen ein. Auf der Suche nach einem nicht allzu touristischen Wirtshaus werden wir hier leider nicht fündig, finden aber im Höllwirt in Obertraun genau das Gesuchte. Sehr gute Küche, üppige Portionen – Magen was willst du mehr. Da unser Zimmer leider keinen Fernseher aufweist begeben wir uns bereits gegen 20:00 Uhr in die Waagerechte.

 
 
 
 
 
 
 

Eine kurze Nachbetrachtung der vergangenen Nacht. Das Haus hat sicher schon die besten Jahre hinter sich. Es ist hellhörig, die Zimmer spartanisch, die Betten zu kurz und morgens tut das Kreuz weh, aber das englische Eigentümerpaar Trevor und Debbie sind extrem bemüht, diese Mankos durch persönliches Engagement, Sauberkeit, Freundlichkeit und einem super Frühstück wieder wett zu machen. Nach einem unerwartet wirklich perfekten Frühstück fahren zur Talstation der Dachstein-Krippenstein Seilbahn und mit eben dieser rauf auf das in 2100 m liegende Hochplateau des Dachsteins, wo uns eine wahre Genusswanderung erwartet. In der lauen Luft eines traumhaften Herbsttages geht es einmal rund um das Plateau – immer entlang des Heilbronner Weges. Die Natur hier im Hochgebirge ist gänzlich anders als die der tieferen Regionen. Felsig, schroff, lebensfeindlich und zugleich ehrlich, naturbelassen und großartig. Die Farben, die Ruhe, die Unberührtheit – einzigartig, großartig. Meistens ist man allein unterwegs, lediglich bei den Highlights trifft man auf ein paar Wanderer, die es ebenfalls - das phantastische Wetter nutzend – hinausdrängt in die Natur. Bei den leicht zu erreichenden 5 Fingers, einen Aussichtsplattform, welche über einen 400 Meter senkrecht in die Tiefe ragenden Felsabbruch hinausragen treffen sich dann all Jene, die das Dachsteinplateau in 20 Minuten erleben wollen. Auch hier sind wie bereits tags zuvor die asiatischen Touristen in der Mehrheit. Wir hingegen lassen uns heute besonders viel Zeit, machen eine kleine Rast beim Heilbronner Kreuz, eine weitere zu einer ausgedehnten Mittagspause kurz vor der Gjaidalm, wandern weiter zu den 5 Fingers und lassen auch die Krippenstein Welterbespirale nicht aus. Bevor es wieder runter ins Tal geht bewundern wir noch die Paragleiter, die offensichtlich perfekte Bedingungen vorfinden. Auf dem Heimweg erstehen wir noch ein paar Kürbisse, teils zur Dekoration, teils zum Verzehr und somit findet dieser wunderbare Herbst auch Einzug in unser Heim.