DONAU - 2.8. bis 4.8.2011


Bei freundlichem Wetter und angenehmen Temperaturen machen wir uns auf den Weg nach Passau. Wir waren noch nie in der Drei-Flüsse-Stadt, in welcher sich der Inn und die Ilz mit der Donau vereinen. Laut Google gibt es direkt an der Donau - nicht weit weg von der Altstadt - ein als Stellplatz für Wohnmobile ausgewiesenes Areal. Dass die Stunde dort mit 3 Euro zu Buche schlägt stand nicht drin und so fahren wir weiter zu unserem heutigen Etappenziel Engelhartszell, einer kleinen Gemeinde an der Donau, in welcher bereits im Jahre 1293 der Passauer Bischof Wernhard von Prambach die „Cella angelorum“, das Kloster Engelszell gründete. Das ehemalige Zisterzienserkloster Engelszell ist heute das einzige Trappistenkloster Österreichs. Die Stiftskirche - eine der stilistisch reinsten Rokoko-Kirchen Österreichs, die barockisierte Marktkirche, das Kaiserliche Mauthaus mit dem Kulturkeller der Energie AG, das 400 Jahre alte Hufschmiedemuseum und die historischen Markthäuser tragen wesentlich zum Reiz des Marktes bei. Wir finden einen passenden Parkplatz direkt vor der Marktkirche und erkunden per Fahrrad die nähere Umgebung. Zunächst geht es ein paar Kilometer donauaufwärts bis zum Kraftwerk Jochenstein wo wir die Donau queren. Mitten durch den Strom verläuft die Grenze zwischen Österreich und Deutschland und so radeln wir auf deutschem Terrain donauabwärts bis zum Örtchen Ranna. Die Natur ist üppig, die Strecke einfach zu befahren, die Donau immer zur Rechten und die Wälder zur Linken. Wir genießen diesen herrlichen Radausflug und freuen uns schon auf den morgigen Tag. Dann fahren wir mit dem Rad nach Passau – die Stadt muss besichtigt werden – und dann wieder zurück nach Engelhartszell. Das Abendessen nahmen wir im Engelhartszeller Stüberl ein – leider keine gute Wahl. Ein kleiner Verdauungsspaziergang an der Donau beendet unseren heutigen Tatendrang.

  
 

Was für ein herrlicher Tag! Am frühen Morgen verhüllt Nebel die Donau. Gegen 8:00 Uhr hat er sich in Wohlgefallen aufgelöst und einem blitzblauen Himmel und strahlendem Sonnenschein Platz gemacht. Nach dem Frühstück geht es gut gelaunt mit dem Fahrrad nach Passau. Wir wählen dir Nordroute, jene auf bayrischer Seite, müssen aber nach nur 9 Kilometern feststellen, dass es sicher nicht die richtige Entscheidung war. Die ersten 9 Kilometer geht es auf einer sehr spärlich befahren aber gut ausgebauten Landstraße bis Markt Obernzell wo der eigentliche Radweg beginnt. Dieser ist jedoch nur ein sehr schmaler Streifen direkt neben der stark befahrenen Bundesstraße und noch dazu frequentieren unzählige Radfahrer diesen schmalen Streifen. Aber nach gut 27 Kilometern erreichen wir schlussendlich Passau und sind vom ersten Augenblick an begeistert von der Universitätsstadt am südlichen Rand des bayrischen Waldes. Wir queren die Ilz, einer der drei Flüsse welche sich hier vereinen, die allerdings mit ihrem schwarzen Wasser am wenigsten zu dem hier entstehenden Strom beiträgt. Eine Brücke weiter ist es die Donau, die mit ihren blauen Wassermassen ihren Teil leistet und bei der dritten Brücke fließen schlussendlich die grünen Fluten des Inn in das nun merklich breitere Flussbett. Obwohl der Inn mit annähernd 60 % des Gesamtvolumens den größten Teil beiträgt, ist es die Donau, die dem Strom ihren Namen auf den Weg ins Schwarze Meer verleiht. Wie dem auch sei, unser Hauptinteresse gilt nicht den Flüssen sondern der Altstadt, einem echten Juwel, welches bereits 15 v.Chr. als keltisches Oppidum Boiodurum urkundliche erwähnt wurde. Um 150 n.Chr. wurde hier das römische Kastell Batavis errichtet, welches in spätrömischer Zeit geräumt wurde. Im 7 Jh. regierte hier zuerst der bayrische, im 8. Jh. der karolingische Herzogshof und ab 739 wurde es Bischofssitz. Aus dieser Zeit stammen die Grundsteine des heutigen Domes St. Stephan, welcher mit seinen riesigen Ausmaßen den größten barocken Kircheninnenraum nördlich der Alpen aufweist und die bedeutendste Barockkirche italienischer Prägung auf deutschem Boden ist. Die vergoldete Kanzel, ein Prachtwerk, ist 1726 in Wien entstanden. Der Dom kann aber noch mit einem weiteren Superlativ aufwarten, nämlich mit der größten Domorgel der Welt. Kurz vor 12:00 Uhr wollten wir den Dom besuchen, wurden aber nicht mehr eingelassen, da um Punkt 12:00 Uhr ein Orgelkonzert stattfindet. Schnellentschlossen erstehen wir 2 Eintrittskarten und kommen in einen unbeschreiblichen, musikalischen Genuss. Was so eine Orgel mit annähernd 18.000 Pfeifen zu leisten im Stande ist kann man eigentlich nicht beschreiben. Der Domorganist Ludwik Ruckdeschel zieht alle Register und entlockt dem gewaltigen Instrument die lieblichsten Töne beim Te Deum op 59/12 von Max Reger und lässt es mit aller Kraft und Stärke aufbrüllen bei Johann Sebastian Bachs Fuge in Es-Dur, BMV 552. Nach gut einer halben Stunde ist das Konzert vorüber, hinterlässt aber Eindrücke die man sicher nicht so schnell vergisst. Wir bummeln durch die Gassen und entlang der Ufer und können gar nicht verstehen, wieso wir in all den vielen Jahren nicht schon längst einmal Passau besucht haben. Für die Rückfahrt nach Engelhartszell wählen wir diesmal die österreichische Route. Eine gute Wahl. Es geht stets auf schönen breiten Radwegen größtenteils abseits der spärlich befahrenen Bundesstraße zurück zu unserem Stellplatz vor der Kirche von Engelhartszell. Eine erquickende Dusche vertreibt rasch die Strapazen des Tages und gut erfrischt und regeneriert beschließen wir spontan, mit dem Wohnmobil noch weiter zu fahren, um uns die Schlögener Schlinge der Donau bei Stromkilometer 2180 anzusehen. Stromkilometer 2180 wo doch die Donau im mittleren Schwarzwald entspringt? Die Donau ist weltweit der einzige Fluss, bei welchem Stromkilometer 0 die Mündung des Deltas ins Schwarze Meer ist. Alle anderen Flüsse werden von der Quelle ab gemessen, warum grade die Donau hier eine Ausnahme macht entzieht sich unserer Kenntnis. Ein kurzer (1,4 Km) aber steiler Weg bringt uns zu einer einzigartigen Aussichtsterrasse. Nach all den Anstrengungen des Tages haben wir uns eine gute Mahlzeit redlich verdient, welche wir mangels anderen Gaststätten am örtlichen Campingplatz (der Ort besteht aus einem Hotelkomplex mit angeschlossenem Campingplatz) einnehmen. Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter bis Haibach ob der Donau, wo wir, wie gewohnt, einen Stellplatz in unmittelbarer Nähe der Kirche finden. Auffrischender Wind kündigt die vorhergesagte Wetterverschlechterung an. Vielleicht irrt sich ja der Wetterfrosch und beschert uns brauchbares Wetter für Morgen.

  
 
  
 
  
 

In der Nacht beginnt es zu regnen. Unser heutiger Schlafplatz ist leider nicht besonders ruhig. Hinter uns die Kirche mit ihrem Glockengeläut, die allerdings zwischen 19:00 und 06:00 Uhr pausiert und vor uns eine Zufahrtsstraße zu einem Bauern, der solange es noch nicht regnet unaufhaltsam mit seinem riesigen Mähdrescher bis spät in die Nacht arbeitet. Nach dem morgendlichen Glockenläuten haben wir ganze 45 Minuten Zeit um noch ein wenig an der Matratze zu lauschen, bevor die Feuerwehrsirene, welche ebenfalls bei der Kirche montiert ist, losgeht. Die Neugierde besiegt die Müdigkeit und bereits wenige Minuten später sehe ich schon den Grund des Alarms. Ein Wohnhaus steht in Flammen, keine 500 Meter neben unserem Wohnmobil. Die freiwillige Feuerwehr von Haibach, unterstützt von 7 weiteren Feuerwehren aus der Umgebung, geben sich größte Mühe den Brand unter Kontrolle zu halten. Die Flammen schlagen immer wieder meterhoch aus dem Dachstuhl und die Rauchentwicklung ist teilweise extrem stark. Nach gut 1 ½ Stunden Löscharbeit ist das Feuer soweit unter Kontrolle, dass die Männer mit schwerem Atemschutzgerät den Brand von Innen bekämpfen können und erst nach über 3 Stunden ist das Feuer gelöscht. Das Haus ist schwer beschädigt und von den persönlichen Dingen dürfte wohl nicht mehr viel zu retten gewesen sein. Wie wir später beim Bäcker erfahren wurde das Haus von einer alleinerziehenden Mutter und deren 4 Kindern bewohnt, deren Mann erst vor kurzem an einem Gehirntumor verstorben ist. Manche trifft das Schicksal schon besonders hart. Zu dieser Tristesse passt auch das Wetter. Alles Grau in Grau, Dauerregen und diesige Sicht – wir machen uns auf den Heimweg. Wir waren zwar nur 2 ½ Tage weg, aber die vielen Bilder und Erlebnissen werden noch lange in unseren Köpfen gegenwärtig bleiben.